1. Fehlannahme: Du gehts bei deiner Betrachtung davon aus, dass derjenige der "Monopolstrecken" nutzt, dies ausschließlich / überwiegend tut.
Nein, ob er das ausschließlich/überwiegend tut, ist für meine Betrachtung irrelevant.
2. Fehlannahme: Derjenige der kurzfristig buchen muss und bereit ist viel Geld zu bezahlen, fliegt nicht zwingend LH (sondern kann auch BA, AF, etc.) fliegen.
Nach meiner Erfahrung sind kurzfristige Bucher überdurchschnittlich häufig nicht die Entscheider, welche Airline gebucht. Es handelt sich besonders um Konzernangehörige, wo die Kabinenklasse vorgegeben ist und dann bucht man das "günstigste", auch wenn es teuer ist.
LH selektiert mit einem stärker umsatzbasierten / nach Wertigkeit des Tickets gezielt die Kunden, welche prinzipiell eine hohe Zahlungsbereitschaft haben und darum geht es LH wohl primär. Machen sie heute tendenziell auch schon, nur dass noch "Schlupflöcher" wie A-Tickets für 2.500 € return existieren.
Das ist falsch. Dass jemand Monopolstrecken oder kurzfristig buchen muss, sagt nichts über seine generelle Zahlungsbereitschaft aus. Kunden mit hoher Zahlungsbereitschaft erreicht man durch individuelle Ansprache und nicht durch mehr Prämienmeilen. Beim Status dürften sie es auch im bisherigen System leicht haben.
3. Fehlannahme: Du überschätzt völlig Deinen Wissensstand.
LH / M&M sitzt auf einem riesigen Datenpool. Und selbst wenn da nicht nur absolute Leuchten bei LH sitzen, kannst Du davon ausgehen, dass man (ggf. mit externen Beratern) sämtliche Szenarien durchgespielt hat und ziemlich genau simuliert hat, welche Auswirkungen die Änderungen haben werden. Auch werden mit der Masse an Daten wunderbar die Auswirkungen auf das Kundenverhalten zu prognostizieren sein. Entgegen der Forumsmeinung wird so etwas nicht nur mit einer Pivot-Tabelle von ein paar "Excel-Controllern" erledigt, die eh alle dümmer sind als die Experten hier.
So funktionieren Konzerne nicht. Konzerne funktionieren so, dass im Mittelbau eine Sicht der oberen Führung angenommen wird und dieser dann mit den gegebenen Mitteln durchs untere Management konzeptionell entsprochen wird. Das hat nichts mit Dummheit zu tun, sondern mit dem Zielkonflikt zwischen persönlicher Karriere und den Interessen des Unternehmens. Da unsere Welt schnelllebiger wird, wird der persönliche Karriereaspekt kurzfristiger.
Dennoch ist es ja nicht verwerflich zu sagen, "O.k. war Mist, wir räumen jetzt auf". Das ist keine Bankrotterklärung sondern eine notwendige Korrektur. Abgesehen davon bleibt natürlich abzuwarten, ob es wirklich "einfacher" wird.
Ansichtssache. Über Jahre das mit Abstand komplizierteste Loyalty Programm der Branche zu entwickeln und dann - wahrscheinlich - mal schnell das von UA zu kopieren, das sehe ich als Bankrotterklärung. Und übrigens gab es die von Dir oben genannten Daten und Voraussetzungen schon länger. Heute gehst Du davon aus, dass dadurch professionell gehandelt wird, obwohl die gleichen Strukturen auch aus Deiner Sicht vorher zu Fehlentwicklungen geführt haben. Das passt nicht zusammen.
Und jetzt sind wir beim wahren Kern des Problems von Dir und einem Haufen anderer Foristi angekommen. Aus mir unerfindlichen Gründen hegen hier einige eine Art Beziehung, meist in der Ausprägung "Hass-Liebe" zur Lufthansa. Daher kommen dann auch die ganzen emotionalen Posts "Dreckskonzern", "jetzt buche ich meine Mileage-Runs aber wirklich woanders", "Früher war alles besser", "LH muss nur wieder in Qualität investieren, dann läuft es rund", "etc., etc. ,etc." Posts.
Wir reden über ein Loyalty Programm. Diese sind dafür da, Kunden zu binden. Und die günstigste, wenn auch schwierigste Variante, Kundenbindung zu erreichen, besteht im Anreichern der Positionierung durch positive Emotionen. Ein Loyalty Programm zu gestalten und später den Kunden vorzuwerfen, dass sie eine emotionale Verbundenheit empfinden oder auch die emotionale Verbundenheit als optionales Extra anzusehen, ist beides gleichermaßen fachlich unsinnig.
Und doch triffst Du den Kern. Fast alles, was vom LH-Konzern kommt, klingt wie von Techies und Controllern erstellt. Beide Arten Fachleute sind auch unabdingbar - für Technik und Controlling. Bei der Lufthansa kümmern sie sich jedoch offensichtlich auch um Strategie und Marketing. Dafür gibt es jedoch Experten für Strategie und Marketing. Und das sind ganz sicher weder Techies noch Controller. Dir mache ich die Fachfremdheit im Thema nicht zum Vorwurf. Den dafür zuständigen bei der LH schon.
LH ist ein Logistikkonzern, nicht mehr und nicht weniger. Buche doch einfach die Angebot, die Dir am meisten zusagen und löse Dich von Deiner Fixierung auf LH und Status. Insbesondere Langstrecke gibt es doch mittlerweile fast keine schlechteren C-Produkte mehr, als die der LH-Group. Insofern sollte es sogar mit einem Komfortgewinn einhergehen.
Ich habe ausgeführt, dass ich die jüngsten und die kommenden Änderungen bei LH/M&M für falsch und schädlich für den Konzern halte. Dass die LH so ihr Loyalty Programm nachhaltig schwächt.
Es ist ja ok, wenn Du meine Sichtweise nicht teilst. Aber wenn Du abschließend empfiehlst, ich solle doch einfach mit dem Wettbewerb fliegen, dann muss ich mich schon fragen, ob mein Beitrag ausreichend verständlich war.