Tatsächlich hat der typische deutsche Teutone sehr oft das "im Ausland ist alles besser" Syndrom und steigert sich dann gerne rein.
Aber was ich generell seltsam finde ist der einseitige Verweis auf die Kosten der bargeldlosen Zahlung. Können Aldi und Lidl etwa nicht rechnen, weil man da schon lange jeden Cent auch mit Kreditkarte bezahlen kann?
Gerade kleine Händler, die ihr Bargeld zur lokalen Filialbank bringen, werden ordentlich für Bargeld zur Kasse gebeten. Sowohl zur Einzahlung der Tageseinnahmen und auch für Abholung von Wechselgeld für die Kasse. Falschgeldverlust kommt leider immer wieder vor, Geräte oder Pens um sich davor zu schützen sind auch nicht gratis.
Aber weil gerade kleine Händler in vielen Dingen in einem "das haben wir schon immer so gemacht" Trott sind sehen sie das halt als notwendige Sowieso-Kosten.
In Schweden hat gerade der Kiosk oft keine nennenswerten Bargeldkosten mehr. Und bargeldlose Zahlungen kann man sicherlich zu Apothekenpreisen über die Dorfbank laufen lassen die einem einen überteuerten Terminal andreht an dem mehrere Intermediäre nochmal Geld mitverdient haben.
Oder man kauft ein simples Android Smartphone wie ein Moto G, steckt einen PoS zB von iZettle dran und kann damit Chip/Swipe/NFC Zahlungen kinderleicht und zu niedrigen Kosten annehmen.
Und statt nach Ladenschluss die Kasse abzurechnen kann man alle Zahlungsdaten mit wenigen Klicks in die Buchhaltungssoftware exportieren und fertig. Hinter Bargeld hängt auch viel Arbeit mit dran, die der kleine Händler auch nie einrechnet, seine Lebenszeit ist ja schließlich kostenlos...
Die Flexibilität sowas auch nur anzudenken haben viele nicht. In der Übergangszeit, mit viel Bargeld und zusätzlich noch viel unbare Zahlungen, realisiert man die Effizienzvorteile natürlich erstmal nicht, hat tatsächlich erstmal mehr Arbeit und ggf Zusatzkosten. Wenn das aber mal wie in Schweden läuft macht die Kasse nicht einmal mehr halb soviel Arbeit und von selbst kommt der Wandel auch nicht, man muss irgendwie anfangen. Die Filialisten sind da flexibler und kleine Händler müssen aufpassen, dass die Menschen nicht einen Bogen um sie machen. Ich gehe ungern zum Geldautomaten und mache es auch selten, ich bezahle wo es geht mit Karte. Ich habe mich mehr als einmal ertappt lieber Backwaren im Supermarkt mitzunehmen, als nochmal extra zum Geldautomat zu gehen um beim Bäcker was zu holen. Und der lokale Bäcker jammert auch laut im Lokalblatt über ausbleibende Kunden. Akzeptiert aber nicht einmal Girocard. Den Zusammenhang nicht zu erkennen kann existenzbedrohend sein. Sturheit kann existenzbedrohend sein.