Ganz schöner Marathon, dieser Thread, aber ich versuchs mal... ;-)
Disclaimer: Ich versuche Kontext & Blickwinkel zu geben, entscheiden wie er/sie das findet, muss jede(r) selbst.
"Auf Basis von Kundenfeedbacks haben die Lufthansa Group Airlines daher ein neues Catering-Angebot entwickelt."
Hier wird immer wieder der "vielfache Kundenwunsch" zitiert, und ich kenn die Historie natürlich. So ist das im Text aber weder geschrieben noch gemeint. Natürlich gibt es keinen vielfachen Kundenwunsch, das F&B auf Kurzstrecke bis auf eine Wasserflasche einzustellen.
Hohe zweistellige Millionenbeträge auszugeben für etwas, das eine "Zufriedenheit" von unter 50% generiert, ist aber unternehmerisch grosser Unsinn. Also dringend Zeit für Veränderung - auch schon vor Corona. Eine signifikante Aufwertung kam schon vor Corona aufgrund der Marktsituation in Europa nicht ernsthaft in Frage, dazu hatte ich an anderer Stelle bereits was geschrieben. Auch wenn das im Kreis der VTF-Aktiven im Schnitt anders sein mag: wesentliche Treiber der Kaufentscheidung auf kurzen Strecken sind Preis und Verbindungsqualität. Das kann man ziemlich gut messen, auch wenn das nicht mit dem Bauchgefühl jedes Foristen übereinstimmt.
Nachdem klar war, dass ein Invest in ein besseres Inklusiv-Angebot unternehmerisch nicht sinnvoll ist, wurde gemeinsam mit Kunden an einer möglichst guten Alternative gearbeitet. Das ist hier mit "Kundenfeedbacks" gemeint. Die Kunden werden von einem Marktforschungsinstitut ausgewählt, mit dem Ziel ein möglichst realistisches Abbild unserer Kundengruppen zu erreichen. Ein Schwerpunkt der Zusammenarbeit war die Frage, was das Programm leisten muss, dass es als hochwertig und eben nicht als "LCC Copy Cat" empfunden wird. Neben Qualität & Frische der Produkte waren ein unkomplizierter Prozess und v.a. einfache/schnelle Zahlung wichtig. Das deckt sich ja ganz gut mit den Anforderungen hier.
Die Grundsatzentscheidung zur Veränderung des Service-Konzepts ist bereits vor Corona gefallen. Die Detail-Entscheidung, ob und welche Getränke kostenfrei angeboten werden, ist allerdings erst in der Krise getroffen worden - mit entsprechend hohem wirtschaftlichen Druck dahinter. Ich kann die Kommentare hier gut nachvollziehen, dass das Getränkesortiment sehr geschätzt wurde, das zeigten auch unsere Zahlen (F&B wird separat gemessen) - deswegen gibt es immerhin noch die Wasserflasche anstatt den aus Controller-Sicht viel lukrativeren Case ohne jegliches Getränk.
Kurze Kommentare zu den unterschiedlichsten Aussagen/Fragen der letzten 150 Posts:
- Wir haben keinen einzigen Berater in diesem Thema beschäftigt - weder vor Corona noch während Corona. Es rechnet sich sehr schnell, da ein grosser Kostenblock wegfällt. Der Ansatz ist trotzdem nicht "maximaler Revenue" (dann dürften wir weder eine Wasserflasche ausgeben noch frische Produkte fliegen) sondern Qualität.
- RiM ist einer von zwei grossen Technologie-Anbietern im Markt, und beide haben natürlich LCCs im Portfolio. Das sagt aber nichts über die potentielle Food Qualität aus, denn das Sortiment wird in unserem Falle von den Airlines und gemeinsam mit Brand Partnern gestaltet.
- Man kann ganz hervorragend an Bord kühlen, dafür gibt es unterschiedliche Systeme. Also steht dem frischen Essen nichts im Wege. Kein Analog-Käse, keine vermeintlich frischen Produkte, die tagelang durch Europa fliegen. Die Brand Partner kann ich leider noch nicht nennen, es werden aber unterschiedliche Partner für die drei Airlines sein.
- Es ist normal, dass die Verkaufsquote auf unterschiedlichen Strecken stark variiert, sogar nach Tageszeiten und Wochentagen. Sowas kalkuliert man ein. Natürlich auch, dass nur ein Teil der Gäste etwas kauft.
- Natürlich haben wir auch Mischformen (also verschiedene Angebote innerhalb der Eco nach Tarife, Status, Strecken...) hoch und runter diskutiert, wir Lufthanseaten sind ja bekanntermassen Weltmeister im Erfinden von Komplexität ;-) Das gabs alles irgendwie schon mal, auch bei LX in GVA und bei EW, es hat immer Vor- und Nachteile, aber letztlich gab es zu wenig gute Argumente für ein komplizierteres System.
- Kann man im Vorfeld bestellen? Das war eigentlich der Plan vor Corona - den Launch eines neuen Konzeptes auch mit einer neuen Digital-Lösung für F&B inkl. Bezahlfunktion zu verknüpfen. Wir sind weiter dran, aber zum Start wird das noch nicht klappen. Ich persönlich stell mir ja vor, dass man - wenn man will - seinen Standard auch im M&M Profil hinterlegen kann. Beispiel: Auf jedem Abflug vor 9:00 bestelle ich automatisch Frühstück vor...
- Natürlich beschäftigen wir uns auch mit Waste Management - da hilft uns die enorme Erfahrung von RiM im Forecasting, aber genau deswegen wollen wir auch das Thema Vorbestellung möglichst schnell umsetzen. Das ist die beste Option, um Waste bei frischen Produkten zu vermeiden.
- Ja, ich geh davon aus, dass die Qualität mit dem OS Vorbestell-Produkt mithalten kann.
- Es wird besseren Kaffee als heute geben.
- Die CCL bleibt vom Eco Konzept unberührt - das hatten wir in GVA anfangs ausprobiert, hat sich aber nicht bewährt. Auch in der CCL wird es im Frühjahr ein neues Konzept geben - ohne Einsparziel sondern als Relaunch mit dann neuem Partner gategroup.
So, was hab ich alles vergessen? Einfach nochmal fragen, bitte...