Liebe Anne, in einem Parallelthread gehörst du doch auch zu denen, die an der inflationären Nuztung des Wortes Gutmenschentum teilnehmen. Wenn's in die eigene Ideologie passt darf man sich dann aber doch als einer aufspielen nech...
Die Nutzung dieses politischen Kampfbegriffes muss ja zur Verteidigung nun wirklich nicht sein. Entlarvend ist natürlich aber schon - wie ich bereits anmerkte, dass gerade diejenigen, die hier Nordkoreabesuche verbieten wollen, in anderen Threads diesen Begriff inflationär verwenden.
Ich finde es auch etwas absurd, dass hier unterstellt wird, die Straflager würden gutgehießen etc. Aber wenn wir schon dabei sind, wie halten es die Kollegen Anne, crossfire&Co eigentlich mit Reisen zB nach China? Da gibt's auch ähnliche Straflager, inkl. Auslöschung kultureller Minderheiten... Oder SIN... die ham auch Prügelstrafe, Todesstrafe für Kleinigkeiten, etc. Wie schon ein anderer Nutzer schrieb, da ist es schwer ne Grenze zu ziehen.
Mein lieber, atheistischer west-crushing
als konservativ-bürgerlich-religiös geprägter Mensch, ganz überwiegend in der FDGO groß geworden seiend liegt mir nichts ferner, als Mitmenschen vorzuschreiben, was sie zu tun und zu lassen haben. Das müssen die schon selbst entscheiden...und dann auch verantworten.
Darum geht es aber nicht.
Mir geht es um
Bewußtsein und Reflektion.
Das verhält sich in etwa so, wie man am Ende eines Meinungsbildungsprozesses entscheidet, kein Ghetto-Huhn mehr zu kaufen und statt dessen mindestens das Dreifache für eines ausgibt, daß noch nach Würmern suchen und sandbaden durfte. Und meinetwegen nur, weil es viel besser schmeckt! - Oder für einen Bruchteil seines Geldes ein winziges bißchen Regenwald in Südamerika kauft und somit die tägliche Brandrodung für Ackerflächen eindämmt, die Artenvielfalt erhalten hilft und nebenbei auch noch seine persönliche, durch Vielfliegerei lädierte CO2-Bilanz aufbessert.
Folge der Abholzung: Amazonas-Regenwald könnte zur Savanne werden - SPIEGEL ONLINE
Nun sind wir ja schon fast beim Reisen, also, was gilt zu bedenken, wenn man plant, im letzten stalinistischen Staat der Welt zu urlauben?
1. Diktaturen kennen keine Gewaltenteilung, alles ist eins, der Führer, seine Partei und ihre Vasallen alles. Kennen wir ja noch aus Deutschland, wenigstens aus den Büchern, Ossis aus der eigenen Erfahrung. Individualität Fehlanzeige, was heute noch gilt, kann morgen falsch sein, Schizophrenie und Nische als Überlebensschema, das Eine denken, das Andere, Verlangte sagen.
2. Da man aus Diktatorensicht leider nicht allen Einwohnern Nordkoreas das Denken abgewöhnen konnte, gibt es sozusagen sichere Orte, an denen um die 200.000 zwar weiterdenken dürfen - aber nach kurzer Zeit vermutlich kaum noch können. Ihre Zahl bleibt in der Regel annähernd konstant, da es zwar kontinuierliche Zugänge, aber bedauerlicherweise auch Abgänge durch Giftgasversuche am lebenden Sträfling, sippenhaftkausulierte Erschießungen ganzer Familien oder Tod durch permanentes Übergießen mit kaltem Wasser bei -10º im Freien vorkommen sollen
Menschenrechtssituation in Nordkorea – Wikipedia
3. Bliebe noch, was einem erlaubt wird zu sehen und zu erleben, oder so, wie es boardie
rorschi, dessen Beiträge ich sonst sehr schätze, ausdrückt:
Unser Hobby ist nun einmal vielseitig und interessant, und zudem schadet es dem eigenen Horizont auch nicht, mit fremden Kulturen in Berührung zu kommen. Und der Bevölkerung im Land schadet es übrigens auch nicht.
Ah ja. Quasi jeder €€€ geht hier praktisch in den Wiederaufbau, hilft, systemimmanente Hungersnöte zu verringern, macht mangelversorgte Schwerkranke wieder gesund und befeuert die toleranzgeprägte Schulbildung nordkoreanischer Kinder im demokratischen und menschenfreundlichen Staat Nordkorea.
Zu klären wäre dann, warum man in diesem weltoffenem Land die Kameras abgeben muß, der westeuropäisch sozialisierte, von Selbstbestimmung durchdrungene Reisende zwangsweise auf Schritt und Tritt von einem guide begleitet wird und die Beschneidung von bei uns selbstverständlichen Grundrechten plötzlich als "kulturell bedingt" verortet und akzeptiert wird? Oder warum in Pjöngjang nur 2 U-Bahnhöfe (nach schriftlichem Antrag!) für Touristen zugänglich sind, während vermutet weitere 8 Linien ausschließlich dem Transport von Militärs und Systemtreuen vorbehalten sind.
http://download.radioeins.de/mp3/_programm/8/20121031_geheimnisse.mp3
Als vielseitig im "rorschischen" Sinn hätte ich empfunden, daß man selbstverständlich die Lager besuchen, mit Gefangenen sprechen und frei über alle Umstände berichten kann, also all das, was man in Deutschland/Demokratien auch darf. Als "interessant" fände ich, mal einer gewöhnlichen, nordkoreanischen Familie im Alltag über die Schulter gucken zu können. Oder einen regimetreuen Künstler zu seinen Bildern zu interviewen, auf dem Weizen nur so sprießt, während synchron Millionen unterernährt sind. Oder Familien zu befragen, in welcher Weise sie zu ihren Verwandten in Südkorea Kontakt halten und was sie von einer Wiedervereinigung hielten. Das Internet nur Ministerien zugänglich ist, das Telefonnetz nur inner-nord-koreanisch funktioniert.
Luxus Elend und Achterbahn - Leben in Nordkorea | Weltzeit | Deutschlandradio Kultur
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Recht geben möchte ich boardie
asahi in diesem Punkt:
Mit unserem erscheinen in NK geben wir den Leuten vor Ort die Hoffnung das die Welt sie nicht vergessen hat.
Das ist es dann aber auch, liebe Freunde. Diktaturen fallen nicht in sich zusammen, wenn man sie in hehrer Absicht besucht
Die ganzen "Il-Sung/Il-irgendetwas"
benutzen Euch, um ihre angebliche Weltoffenheit und Toleranz zu demonstrieren, und Ihr merkt es nicht einmal, weil Ihr Euch gerade wie Alexander von Humboldt fühlt oder wenigstens den lonely planet dabei habt. Jeder €€€, den Ihr da ausgebt, hilft, daß auch morgen Kinder nichts empfinden, wenn die von ihnen selbst denunzierten Eltern/Geschwister vor ihren Augen aufgehängt werden - und nicht einmal ein schlechtes Gewissen dabei haben, weil man es ihnen so beigebracht hat. (
Film: Doku )
Schönen Urlaub, also!