So, nachdem ich schon letzte Woche bisschen von meinen Problemchen mit dem mexikanischen Zoll berichtet habe, will ich auch mal die positiven Seiten des Jobs erwähnen und einen kompletten Tripreport schreiben. Nun bin ich nicht der begabteste Autor und noch weniger talentiert als Fotograf, dennoch hoffe ich, dass einige den folgenden Bericht für lesenswert halten. Zumal ich mich auch damit für all die vielen nützlichen Informationen, die ich aus diesem Thread gezogen habe, revanchieren will.
Los geht‘s...
Nach kurzer und problemloser Onlineregistrierung bei der Tochter einer bekannten deutschen Fluggesellschaft und anschließender Freischaltung kam auch schon die erste Anfrage zu einem Ziel, das wohl jedem OBC geläufig seind dürfte: EL Paso! Leider wurde ich aber nicht ausgewählt, so dass es erstmal hieß sich weiter in Geduld zu üben. Auch die nächsten Tage kamen regelmäßig Requests, kurioserweise hat es bei mir zeitlich/räumlich immer nur bei den El Paso Missionen gepasst. Es wurde aber wieder nichts, innerlich habe ich mich jedoch schon mal darauf eingestellt, dass die erste Mission auf jeden Fall nach ELP bzw. zumindest in die USA gehen wird. Dann wurde es allerdings erstmal ruhiger und es kamen tagelang keine Anfragen, zudem auch ein kurzer Skiurlaub die Verfügbarkeit einschränkte. An diesem Punkt kam dann eher die Erkenntnis, dass es eventuell doch eher Wochen oder gar Monate bis zum „ersten Mal“ dauern könnte. Tat es aber nicht, die erste Mission kam dann quasi aus heiterem Himmel um zwei Uhr nachts. Ich wollte schon zu Bett gehen, als mal wieder das Handy vibrierte: Mexiko! Naja, mal was anderes nach all den USA Anfragen. Also zugesagt und den Bettgang um paar Minuten verschoben. Und siehe da, das Handy klingelt tatsächlich. Wer da wohl mit unbekannter Nummer mitten in der Nacht anruft?! Am Telefon dann ein kurzes Interview mit ganzen banalen Fragen: Ob ich denn eine KK hätte und schon mal Fernstrecke geflogen wäre und mindestens 5x der Hinweis darauf, dass es bei einer Zusage kein zurück gibt und man sich auf mich verlässt. Jo, alles klar, ich will schlafen!
Bis zum Abflug sind es auch noch satte 36h, so dass noch ein ganzer Tag für ein ausführliches, telefonisches Briefing sowie sonstige Erledigungen bleibt. Spontan und zeitkritisch ist also bei meinem Auftrag nichts, was mir natürlich nicht unrecht ist. Eigentlich hätte ich auch gedacht, dass ich etwas aufgeregt und nervös sein werde, aber Fehlanzeige. Kommt wahrscheinlich noch, wenn ich erstmal am Flughafen bin.
Freitag in der früh geht es dann mit den Öffis in den Firmensitz, die Sendungen abholen. Da mir schon vorher bekannt war, dass es Aufgabegepäck sein wird, kann ich entsprechend großzügig meinen eigenen Rucksack packen. Angekommen im Büro gibt es gleich die nächste angenehme Überraschung: Mit mir wird noch ein erfahrener OBC mitfliegen. Ich entscheide mich also noch im Büro zu warten und mich an ihn dranzuhängen. Kurze Zeit später schlägt er auch auf, fragt direkt ob ich auch Senator wäre als ich dies verneine, bieter er mir direkt an, mich in die Lounge mitzunehmen. Da kann man schwerlich Nein sagen und überhaupt läuft derzeit noch alles glatt und maximal entspannt ab
Da er mit seinem eigenen Wagen da ist, verabreden wir uns in Frankfurt am Zoll, wo er kurz nach mir auftaucht und wir uns gemeinsam in die Senator Lounge begeben, die um etwa 10:00 noch rappelvoll ist. Wir haben allerding auch noch fast drei Stunden bis zum Abflug und kurze Zeit später leert sich die Lounge auch rapide. Die Zeit nutze ich um ihm allerhand Fragen zum Job zu stellen, die er mir alle ausführlich beantwortet. Irgendwie fühlt sich bis dahin auch alles nicht wirklich nach Arbeit sondern eher Urlaub an. Die Zeit zum Boarding vergeht somit auch wie im Flug. An der Priority Lane trennen sich auch vorerst unsere Wege. Im Flugzeug sehe ich ihn dann wieder allerdings in der Business Class. Er hat sich, spontan upgegradet.

Womit auch die Frage beantwortet wäre, ob OBCs C fliegen. Ja, sie tun es hin und wieder.
Die Lufthansa 747 verlässt Frankfurt am Nachmittag pünktlich, so dass auch hier alles glatt läuft. Ich sitze auf der linken Seite am Fenster und kann über dem Atlantik folgenden Ausblick genießen.
Da die Sonne recht prall reinscheint ist mir nicht nach schlafen zumute und auch das Inflight Entertainment überzeugt mich nicht. Liegt aber nicht an LH ich kann generell damit wenig angangen und nehme mir lieber mein eigenes Unterhaltungsprogramm mit. Diesmal aber vertreibe ich mir die Zeit im Internet. Das Flynet kostet nur einen knappen Zehner, soll eigentlich nur Chatten erlauben, funktioniert aber so gut, dass selbst langsames Surfen möglich ist. Dadurch und durch die zwei Mahlzeiten an Board kriege ich die 12h relativ gut rum. So gut, dass ich irgendwann fast meinen gesamten Akku verdaddelt habe. Kein Problem, Ladekabel rausgeholt und wieder Saft rauf. Aber Pustekuchen, weder die Steckdose bei mir noch bei meinem Nachbar will funktionieren. Auch eine Nachfrage bei der FA schafft keine Abhilfe und ich merke wieder, dass ich doch nicht in den Urlaub fliege, sondern einen Job zu erledigen habe. Also sicherheitshalber erstmal alle relevanten Nummern handschriftlich notiert und dann ab auf die Suche nach einer Steckdose gemacht. In der Galley werde ich dann auch fündig, so dass ich da die nächste halbe Stunde verbringe. Netter Nebeneffekt, ich vertrete mir bisschen die Füße und hab‘s nicht weit zu den Getränken. Rest vom Flug vergeht dann auch relativ schnell, zwischendurch möchte ich noch meinen Kollegen in C besuchen, der schläft aber, so dass wir uns erst wieder nach der Landung sehen. Anbei noch ein paar Impressionen vom Essen, Kanada und Mexiko.
In MEX angekommen gab es dann die bereits geschilderten Probleme und die ersten Probleme in meinem Arbeitsleben als OBC. Letzendlich war aber alles halb so wild und außer rund einer Stunde Lebenszeit, habe ich nichts verloren. Ich verabschiede und verabrede mich noch für den Rückflug mit meinem Kollegen und dann geht es mit dem Taxi endlich ins Hilton Doubletree. Nach rund 24h auf den Beinen fällt mir aber das Einschlafen doch erstmal recht schwer, die ganzen Impressionen arbeiten noch in meinem Kopf, aber irgendwann schlägt dann die Müdigkeit doch zu.
Ordentlich gejetlagged bin ich am nächsten Morgen schon um vier wach, Frühstück gibt’s aber schon ab sechs. Also stehe ich schon mal auf und fange an meinen Aufenthalt in Mexico City zu planen. Knappe zehn Minuten von mir befindet sich der Nationalpark „Desierto de los Leones“. Nach 12h im Flugzeug ist mir vorallem nach körperlicher Aktivität zumute, so dass ich beschließe auf den knapp 4.000 Meter hohen Cerro San Miguel zu steigen. Vorher lange ich aber noch ordentlich beim Frühstück zu...
...und begebe mich in die nächste Mall um Wasser zu kaufen. Wo ich aber erstmal feststelle, dass Deutschland doch nicht soweit ist.
Danach geht‘s mit Uber in den Nationalpark. Wo diesen Samstag ordentlich was los, weil auch ein Cross-Country-Marathon stattfindet. Glücklicherweise bin ich aber recht spät dran und der größte Trubel hat sich bereits gelegt. Bevor ich mit meiner Wanderung loslege, besichtige ich aber noch kurz das angrenzende Kloster. Dort ersähe ich dann auch noch ein paar andere Touris.
Dann geht‘s los, rund 1000 Höhenmeter gilt es heute zu überwinden. Am Anfang treffe ich immerwieder Einheimische. Wanderer, Reiter, Mountainbikefahrer, paar Nachzügler vom Marathon. Der NP ist gut frequentiert und anscheinend sehr beliebt bei den „defeños“, so beliebt, dass ich öfters vom Weg abkomme, weil der ganze Wald so ausgetreten ist.
Tiefer im NP und näher am Gipfel wird es dann bedeutend ruhiger, dafür mein eigener Puls umso lauter, denn auch wenn hier alles aussieht wie im deutschen Mittelgebirge. Knapp 4000 Meter sind eine Hausnummer! Ich war zwar schon öfters in den Alpen in ähnlichen Höhenlagen unterwegs, aber es doch schon ein gewaltiger Unterschied ob man im Tal zu Fuß startet und sich langsam akklimatisiert oder quasi von Null auf Hundert einfliegt. Naja, irgendwie schleppe ich mich doch hoch und die Ruhephasen überwiegen deutlich die Aktivphasen. Schlußendlich komme ich dann an einer kleinen Kapelle, die dem Hl. Michael gewidmet ist, und einem kleinen Beobachtungsturm an. Von hier oben wirkt die Millionenmetropole plötzlich gar nicht mehr so groß. Leider habe ich vom Gipfel selbst keine Fotos mehr gemacht, da das ständige Navigieren dann wesentlich mehr Akku gefressen hat als erwartet und ich mein Handy noch brauchte um mir auch für den Rückweg ein Taxi zu bestellen.
Beim Abstieg kam dann Meter für Meter die Luft wieder und ich war zügig in nur einem Drittel der Zeit wieder unten. Die meisten Einheimischen waren dann auch bereits schon weg. Mit der restlichen Akkuladung konnte ich mir dann noch ein Taxi bestellen und war dann heilfroh als ich endlich wieder im Hotel war. Eigentlich wollte ich am Abend dann noch bisschen in die Stadt, war aber so platt, dass ich lieber den Room Service benutzt habe und 1x Steak mit Chimichurri bestellt habe. Für 10€ kann man da echt nicht meckern.
Nach dem Essen, bin ich auch schon um 19:00 Ortszeit eingenickt. Meine Pläne für Sonntag waren eigentlich der Six Flags Park oder das Stadtzentrum. Der Samstag hat sich, aber dann doch bemerkbar gemacht, so dass ich mal alles abkürze: Ich war den ganzen Tag am Pool.
Und da ich eh schon weit mehr gelabbert hab als ich geplant hatte und ich euch nicht weiter langweilen will der Rest vom Trip in Megakurzform:
Taxi - MEX - UA Club Lounge - LH 499 - Abendessen - Schlafen - Frühstück - FRA - Daheim - Danke - Sofort wieder!
PS: Noch ein ganz, dickes Dankeschön an den Kollegen, der mich begleitet hat. Vielleicht liest Du ja hier mit.