On-Board Kurier

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Piw

Erfahrenes Mitglied
15.10.2015
1.219
2.716
FRA
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Schöner Bericht! Gab es bei dir in MEX Probleme mit dem Zoll wegen dem Gewicht? War auch vor Kurzem da mit 2x 23kg im Schlepptau und bin damit abgeblitzt. Angeblich können die keine Sendung über 35kg direkt am Flughafen bearbeiten, so dass die Ware über Nacht eingelagert und an eine andere Abteilung geschickt werden musste. Gut, vielleicht lag es auch daran, dass ich recht spät am Abend gelandet bin und die zuständige Abteilung nicht mehr besetzt war.

Ach ja, in der United Club Lounge war ich auch vor dem Rückflug. Eine einzige Frechheit die Lounge, einzig die Guacamole und der Reposado waren gut.:D Rest war absolut lieblos.

PS: War der Kollege Ungar oder hat die Firma den auch aus Deutschland eingeflogen?
 

BjoernSOAD

Erfahrenes Mitglied
31.12.2014
884
0
MUC
Eine Obergrenze für das Gewicht ist mir nicht bekannt. Aber mehr als 2x 23kg hatte ich mehrmals und das war nie das Problem.
Es gibt eine Grenze bis zu der man als OBC selber verzollen kann, darüber braucht man einen Broker. Wenn man keinen Broker zur Hand hat, dann kann man auch mehrere Kuriere schicken und so die Sendung aufteilen...
 

ACX209

Erfahrenes Mitglied
08.09.2016
1.124
0
EDXB/HEI
Also wir waren tatsächlich zu zweit, hatten 3x 22,5 kg und 1x 7,5 kg dabei! Der Zoll in MEX hat aber nicht weiter nach Gewicht gefragt oder ähnliches. Aber scheint bekannt zu sein das ohne Broker nur bis zu einer bestimmten Anzahl von Packstücken selbst verzollt werden darf.
 

Piw

Erfahrenes Mitglied
15.10.2015
1.219
2.716
FRA
Broker war vorhanden, nur telefonisch nicht erreichbar. War noch mit einem anderen OBC unterwegs, der hatte 2 x 10 Kilo dabei und da war nach zwei Minuten alles durch. Da sich das alles bei mir etwas gezogen hat ist er schon mal raus und hat hinter dem Zoll noch andere OBCs sowie meinen Broker getroffen. Wo sich erstmal herausgestellt hat, dass dieser gar nicht befugt ist den Zollbereich zu betreten. Öhm ja...Ende vom Lied, ich bin dann auch raus und hab dem Broker eine Vollmacht für den nächsten Tag ausgestellt, wo dann alles geklappt hat. Naja, alles etwas chaotisch in MEX. Meinem Kollegen, der auch schon knapp 70 Einsätze als OBC hinter sich hat, ist das auch erst vor ein pasr Wochen passiert.
 

ACX209

Erfahrenes Mitglied
08.09.2016
1.124
0
EDXB/HEI
Broker war vorhanden, nur telefonisch nicht erreichbar. War noch mit einem anderen OBC unterwegs, der hatte 2 x 10 Kilo dabei und da war nach zwei Minuten alles durch. Da sich das alles bei mir etwas gezogen hat ist er schon mal raus und hat hinter dem Zoll noch andere OBCs sowie meinen Broker getroffen. Wo sich erstmal herausgestellt hat, dass dieser gar nicht befugt ist den Zollbereich zu betreten. Öhm ja...Ende vom Lied, ich bin dann auch raus und hab dem Broker eine Vollmacht für den nächsten Tag ausgestellt, wo dann alles geklappt hat. Naja, alles etwas chaotisch in MEX. Meinem Kollegen, der auch schon knapp 70 Einsätze als OBC hinter sich hat, ist das auch erst vor ein pasr Wochen passiert.

Ja der Zoll dort hat schon ein Eigenleben, das man nicht mit unseren vergleichen kann. Ich werde mich beruflich nochmal damit auseinander setzen, die Frage ist nur ob ich die dann auch damit konfrontieren möchten wenn ich dort was abfertigen will.
 

Piw

Erfahrenes Mitglied
15.10.2015
1.219
2.716
FRA
So, nachdem ich schon letzte Woche bisschen von meinen Problemchen mit dem mexikanischen Zoll berichtet habe, will ich auch mal die positiven Seiten des Jobs erwähnen und einen kompletten Tripreport schreiben. Nun bin ich nicht der begabteste Autor und noch weniger talentiert als Fotograf, dennoch hoffe ich, dass einige den folgenden Bericht für lesenswert halten. Zumal ich mich auch damit für all die vielen nützlichen Informationen, die ich aus diesem Thread gezogen habe, revanchieren will.

Los geht‘s...

Nach kurzer und problemloser Onlineregistrierung bei der Tochter einer bekannten deutschen Fluggesellschaft und anschließender Freischaltung kam auch schon die erste Anfrage zu einem Ziel, das wohl jedem OBC geläufig seind dürfte: EL Paso! Leider wurde ich aber nicht ausgewählt, so dass es erstmal hieß sich weiter in Geduld zu üben. Auch die nächsten Tage kamen regelmäßig Requests, kurioserweise hat es bei mir zeitlich/räumlich immer nur bei den El Paso Missionen gepasst. Es wurde aber wieder nichts, innerlich habe ich mich jedoch schon mal darauf eingestellt, dass die erste Mission auf jeden Fall nach ELP bzw. zumindest in die USA gehen wird. Dann wurde es allerdings erstmal ruhiger und es kamen tagelang keine Anfragen, zudem auch ein kurzer Skiurlaub die Verfügbarkeit einschränkte. An diesem Punkt kam dann eher die Erkenntnis, dass es eventuell doch eher Wochen oder gar Monate bis zum „ersten Mal“ dauern könnte. Tat es aber nicht, die erste Mission kam dann quasi aus heiterem Himmel um zwei Uhr nachts. Ich wollte schon zu Bett gehen, als mal wieder das Handy vibrierte: Mexiko! Naja, mal was anderes nach all den USA Anfragen. Also zugesagt und den Bettgang um paar Minuten verschoben. Und siehe da, das Handy klingelt tatsächlich. Wer da wohl mit unbekannter Nummer mitten in der Nacht anruft?! Am Telefon dann ein kurzes Interview mit ganzen banalen Fragen: Ob ich denn eine KK hätte und schon mal Fernstrecke geflogen wäre und mindestens 5x der Hinweis darauf, dass es bei einer Zusage kein zurück gibt und man sich auf mich verlässt. Jo, alles klar, ich will schlafen!

Bis zum Abflug sind es auch noch satte 36h, so dass noch ein ganzer Tag für ein ausführliches, telefonisches Briefing sowie sonstige Erledigungen bleibt. Spontan und zeitkritisch ist also bei meinem Auftrag nichts, was mir natürlich nicht unrecht ist. Eigentlich hätte ich auch gedacht, dass ich etwas aufgeregt und nervös sein werde, aber Fehlanzeige. Kommt wahrscheinlich noch, wenn ich erstmal am Flughafen bin.

Freitag in der früh geht es dann mit den Öffis in den Firmensitz, die Sendungen abholen. Da mir schon vorher bekannt war, dass es Aufgabegepäck sein wird, kann ich entsprechend großzügig meinen eigenen Rucksack packen. Angekommen im Büro gibt es gleich die nächste angenehme Überraschung: Mit mir wird noch ein erfahrener OBC mitfliegen. Ich entscheide mich also noch im Büro zu warten und mich an ihn dranzuhängen. Kurze Zeit später schlägt er auch auf, fragt direkt ob ich auch Senator wäre als ich dies verneine, bieter er mir direkt an, mich in die Lounge mitzunehmen. Da kann man schwerlich Nein sagen und überhaupt läuft derzeit noch alles glatt und maximal entspannt ab

Da er mit seinem eigenen Wagen da ist, verabreden wir uns in Frankfurt am Zoll, wo er kurz nach mir auftaucht und wir uns gemeinsam in die Senator Lounge begeben, die um etwa 10:00 noch rappelvoll ist. Wir haben allerding auch noch fast drei Stunden bis zum Abflug und kurze Zeit später leert sich die Lounge auch rapide. Die Zeit nutze ich um ihm allerhand Fragen zum Job zu stellen, die er mir alle ausführlich beantwortet. Irgendwie fühlt sich bis dahin auch alles nicht wirklich nach Arbeit sondern eher Urlaub an. Die Zeit zum Boarding vergeht somit auch wie im Flug. An der Priority Lane trennen sich auch vorerst unsere Wege. Im Flugzeug sehe ich ihn dann wieder allerdings in der Business Class. Er hat sich, spontan upgegradet. :D Womit auch die Frage beantwortet wäre, ob OBCs C fliegen. Ja, sie tun es hin und wieder.

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Die Lufthansa 747 verlässt Frankfurt am Nachmittag pünktlich, so dass auch hier alles glatt läuft. Ich sitze auf der linken Seite am Fenster und kann über dem Atlantik folgenden Ausblick genießen.

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Da die Sonne recht prall reinscheint ist mir nicht nach schlafen zumute und auch das Inflight Entertainment überzeugt mich nicht. Liegt aber nicht an LH ich kann generell damit wenig angangen und nehme mir lieber mein eigenes Unterhaltungsprogramm mit. Diesmal aber vertreibe ich mir die Zeit im Internet. Das Flynet kostet nur einen knappen Zehner, soll eigentlich nur Chatten erlauben, funktioniert aber so gut, dass selbst langsames Surfen möglich ist. Dadurch und durch die zwei Mahlzeiten an Board kriege ich die 12h relativ gut rum. So gut, dass ich irgendwann fast meinen gesamten Akku verdaddelt habe. Kein Problem, Ladekabel rausgeholt und wieder Saft rauf. Aber Pustekuchen, weder die Steckdose bei mir noch bei meinem Nachbar will funktionieren. Auch eine Nachfrage bei der FA schafft keine Abhilfe und ich merke wieder, dass ich doch nicht in den Urlaub fliege, sondern einen Job zu erledigen habe. Also sicherheitshalber erstmal alle relevanten Nummern handschriftlich notiert und dann ab auf die Suche nach einer Steckdose gemacht. In der Galley werde ich dann auch fündig, so dass ich da die nächste halbe Stunde verbringe. Netter Nebeneffekt, ich vertrete mir bisschen die Füße und hab‘s nicht weit zu den Getränken. Rest vom Flug vergeht dann auch relativ schnell, zwischendurch möchte ich noch meinen Kollegen in C besuchen, der schläft aber, so dass wir uns erst wieder nach der Landung sehen. Anbei noch ein paar Impressionen vom Essen, Kanada und Mexiko.

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In MEX angekommen gab es dann die bereits geschilderten Probleme und die ersten Probleme in meinem Arbeitsleben als OBC. Letzendlich war aber alles halb so wild und außer rund einer Stunde Lebenszeit, habe ich nichts verloren. Ich verabschiede und verabrede mich noch für den Rückflug mit meinem Kollegen und dann geht es mit dem Taxi endlich ins Hilton Doubletree. Nach rund 24h auf den Beinen fällt mir aber das Einschlafen doch erstmal recht schwer, die ganzen Impressionen arbeiten noch in meinem Kopf, aber irgendwann schlägt dann die Müdigkeit doch zu.

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Ordentlich gejetlagged bin ich am nächsten Morgen schon um vier wach, Frühstück gibt’s aber schon ab sechs. Also stehe ich schon mal auf und fange an meinen Aufenthalt in Mexico City zu planen. Knappe zehn Minuten von mir befindet sich der Nationalpark „Desierto de los Leones“. Nach 12h im Flugzeug ist mir vorallem nach körperlicher Aktivität zumute, so dass ich beschließe auf den knapp 4.000 Meter hohen Cerro San Miguel zu steigen. Vorher lange ich aber noch ordentlich beim Frühstück zu...

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...und begebe mich in die nächste Mall um Wasser zu kaufen. Wo ich aber erstmal feststelle, dass Deutschland doch nicht soweit ist.

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Danach geht‘s mit Uber in den Nationalpark. Wo diesen Samstag ordentlich was los, weil auch ein Cross-Country-Marathon stattfindet. Glücklicherweise bin ich aber recht spät dran und der größte Trubel hat sich bereits gelegt. Bevor ich mit meiner Wanderung loslege, besichtige ich aber noch kurz das angrenzende Kloster. Dort ersähe ich dann auch noch ein paar andere Touris.

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Dann geht‘s los, rund 1000 Höhenmeter gilt es heute zu überwinden. Am Anfang treffe ich immerwieder Einheimische. Wanderer, Reiter, Mountainbikefahrer, paar Nachzügler vom Marathon. Der NP ist gut frequentiert und anscheinend sehr beliebt bei den „defeños“, so beliebt, dass ich öfters vom Weg abkomme, weil der ganze Wald so ausgetreten ist.

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Tiefer im NP und näher am Gipfel wird es dann bedeutend ruhiger, dafür mein eigener Puls umso lauter, denn auch wenn hier alles aussieht wie im deutschen Mittelgebirge. Knapp 4000 Meter sind eine Hausnummer! Ich war zwar schon öfters in den Alpen in ähnlichen Höhenlagen unterwegs, aber es doch schon ein gewaltiger Unterschied ob man im Tal zu Fuß startet und sich langsam akklimatisiert oder quasi von Null auf Hundert einfliegt. Naja, irgendwie schleppe ich mich doch hoch und die Ruhephasen überwiegen deutlich die Aktivphasen. Schlußendlich komme ich dann an einer kleinen Kapelle, die dem Hl. Michael gewidmet ist, und einem kleinen Beobachtungsturm an. Von hier oben wirkt die Millionenmetropole plötzlich gar nicht mehr so groß. Leider habe ich vom Gipfel selbst keine Fotos mehr gemacht, da das ständige Navigieren dann wesentlich mehr Akku gefressen hat als erwartet und ich mein Handy noch brauchte um mir auch für den Rückweg ein Taxi zu bestellen.

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Beim Abstieg kam dann Meter für Meter die Luft wieder und ich war zügig in nur einem Drittel der Zeit wieder unten. Die meisten Einheimischen waren dann auch bereits schon weg. Mit der restlichen Akkuladung konnte ich mir dann noch ein Taxi bestellen und war dann heilfroh als ich endlich wieder im Hotel war. Eigentlich wollte ich am Abend dann noch bisschen in die Stadt, war aber so platt, dass ich lieber den Room Service benutzt habe und 1x Steak mit Chimichurri bestellt habe. Für 10€ kann man da echt nicht meckern.

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Nach dem Essen, bin ich auch schon um 19:00 Ortszeit eingenickt. Meine Pläne für Sonntag waren eigentlich der Six Flags Park oder das Stadtzentrum. Der Samstag hat sich, aber dann doch bemerkbar gemacht, so dass ich mal alles abkürze: Ich war den ganzen Tag am Pool.

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Und da ich eh schon weit mehr gelabbert hab als ich geplant hatte und ich euch nicht weiter langweilen will der Rest vom Trip in Megakurzform:

Taxi - MEX - UA Club Lounge - LH 499 - Abendessen - Schlafen - Frühstück - FRA - Daheim - Danke - Sofort wieder!

PS: Noch ein ganz, dickes Dankeschön an den Kollegen, der mich begleitet hat. Vielleicht liest Du ja hier mit.
 

ACX209

Erfahrenes Mitglied
08.09.2016
1.124
0
EDXB/HEI
Viele dank dafür, endlich auch einer der hier was zum besten gibt.

Und jeder hat mal angefangen, auch ich! Mit Mexiko hast zumindest auch schon mal einen guten Einstieg gehabt was für Probleme es geben kann!
 

Piw

Erfahrenes Mitglied
15.10.2015
1.219
2.716
FRA
Mit Mexiko hast zumindest auch schon mal einen guten Einstieg gehabt was für Probleme es geben kann!

Auch wenn das jetzt etwas absurd klingt! Aber die Problemchen am Zoll fande ich am ganzen Trip mit am Geilsten bzw. Spannendsten! Man kriegt dann einen völlig anderen Eindruck von Land und Leuten als wenn man als normaler Touri unterwegs ist, wo jeder problemlos englisch versteht und sonst auch fast alles auf westliche Standards getrimmt ist. Man merkt dann wieder, dass das übliche Bild, das man als Standardtourist erhält, herzlich wenig mit der Realität zu tun hat. Gleichzeitig hat es mich auch motiviert endlich Spanisch zu lernen, denn obwohl ich schon rund 50x in spanischsprachigen Ländern war, kriege ich nur ein paar Brocken zusammen. Es war halt sonst nie nötig.

Und um noch abschließend mit ein paar Vorurteilen aufzuräumen und anderen Neulingen die "Angst" davor zu nehmen.

1.) Man fliegt irgendwelches illegale Zeugs für dubiose Firmen durch die Gegend und steht mit dem einen Bein im Dritte-Welt-Knast und mit dem anderen zuhause vor Gericht wegen Schadensersatzansprüchen

Absoluter Blödsinn! Die beiden Aufträge, die ich bis dato hatte, waren für sehr bekannte Firmen. Ich erhielt alle notwendigen Dokumente aus denen klar Inhalt, Wert, Gewicht, etc. hervorgingen. Und obwohl nicht alles in MEX glatt lief, hatte ich zu keinem Zeitpunkt das Gefühl, dass ich für die verspätete Übergabe verantwortlich gemacht werde oder dies gar meine Schuld ist. Auch hatte ich die ganze Zeit über Kontakt mit dem Sachbearbeiter in Neu-Isenburg und nie das Gefühl auf mich alleine gestellt zu sein. Man sollte auch sagen, dass es für Absender, Empfänger und OBC-Firma um wesentlich mehr geht als für dich als Kurier, alle haben also ein entschieden größeres Eigeninteresse daran, dass alles möglichst glatt läuft und werden dich sicherlich nicht im Regen stehen lassen. Hier geht's nicht um eine Amazonbestellung und DHL, wo die Devise gilt: Findest du keinen Empfänger vor, schmeiß das Paket in den nächsten Garten, quittier den Wisch selber, aber lass uns bloss mit deinen Problemen in Ruhe und schlepp das Paket ja nicht wieder an.

2.) Vergütung ist unterirdisch und grenzt an Ausbeutung

Klar man wird man nicht reich als OBC und als Hauptjob ist davon abzuraten. Rechne ich auch die Vergütung durch die Stunden, die ich insgesamt unterwegs war, dann liegt hier der Stundensatz deutlich unter dem gesetzlichen vorgeschriebenen Mindestlohn. Betrachtet man aber die reine Arbeitszeit, in der man tatsächlich was leistet, dann sieht die Geschichte schon ganz anders aus. Für meinen BCN-Auftrag gab es rund 250€, Pickup und Übergabe liefen problemlos, dazu noch ein paar Statusupdates geschickt. Effektive Arbeitszeit: keine volle Stunde! Die Hotelpauschale hat in Barcelona für Unterkunft und ein Abendessen gereicht. Kurzum: Für unqualifzierte Arbeit, die im Grunde keine Anforderungen außer Flexibilität und etwas Reiseerfahrung stellt, ein mehr als nur überdurschnittlicher Stundensatz. Wenn man, so wie ich, die Reisezeit auch für seine reguläre Arbeit nutzen kann, dann sieht's gleich nochmal viel rosiger aus.

3.) Man ist ständig in Bereitschaft, verbringt dann seine Zeit nur im Flieger und sieht von Land und Leuten eh nichts

Kann ich auch nicht bestätigen! Nach MEX hatte ich 36h Vorlauf und nach BCN 6h, in beiden Fällen also noch gut Zeit um wichtige persönliche Dinge zu erledigen. Fast alle Anfragen für Langstrecke waren auch erst mit Abflug am nächsten Tag. Einzig innereuropäisch gab es paar spontane Anfragen mit Abflug in wenigen Stunden. Kann aber auch sein, dass da die TM App vorsortiert und für sehr kurzfristige Anfragen nur erfahrene Kuriere in Erwägung gezogen bzw. direkt telefonisch angefragt werden. Vor Ort hatte ich dann auch immer reichlich Zeit zum Sightseeing. In BCN gab es auch noch am selben Tag Rückflüge zum gleichen Preis, man hätte ich mich also auch direkt nach Hause holen können und sich die Hotelübernachtung inkl. Taxifahrt sparen können. Hat man aber nicht und auch sonst kann ich anhand der Anfragen sagen, dass nicht immer nur das abenteuerreichste Routing gewählt wird um noch ein paar Euro zu sparen. Trip nach BCN war sogar in C.

4.) TM meldet sich nie und wenn doch dann ist alles sehr persönlich

Kann ich nur teilweise bestätigen. Wie gesagt ging bei mir alles sehr schnell, abzüglich der paar Tage in denen ich im Skiurlaub war, habe ich nur rund eine Woche auf den ersten bestätigten Auftrag gewartet. Allerdings wohne ich auch keine 10 Minuten vom Flughafen entfernt und bin beruflich sehr flexibel. Wohnt man weiter entfernt und kann nur ein paar Tage im Monat dürfte die Sache logischerweise schon anders aussehen, da würde ich nicht viel erwarten und mich einfach freuen, wenn es hin und wieder mal klappt. Was aber stimmt ist, dass alles ziemlich unpersönlich ist. Man hat ständig jemand anderen an der Strippe und nur eine allgemeine Kontaktnummer. Oft weiß man nicht mal mit wem man gerade schreibt bzw. telefoniert. Das ist für mich auch ein klarer Kritikpunkt. Allerdings ist der Kontakt selbst dann immer sehr nett, unkompliziert und zwanglos.
 

Femminello

Erfahrenes Mitglied
08.05.2012
8.078
3.899
Nö.

Heute zum ersten Mal wieder eine Anfrage bekommen, nachdem sich die Agentur seit mindestens November 2017 tot gestellt hatte und auch nicht auf E-Mails antwortete.
 

flyglobal

Erfahrenes Mitglied
25.12.2009
5.617
520
PIW,

danke für den Bericht!

Als Grundaustattung für den OBC wirst du jetzt jetzt sicher an eine Boarding Kompatible (maßvolle) powerbank denken, also irgendwas zwischen 5000 und 8000Wh.

Flyglobal
 

Piw

Erfahrenes Mitglied
15.10.2015
1.219
2.716
FRA
PIW,

danke für den Bericht!

Als Grundaustattung für den OBC wirst du jetzt jetzt sicher an eine Boarding Kompatible (maßvolle) powerbank denken, also irgendwas zwischen 5000 und 8000Wh.

Flyglobal

Ja, Powerbank ist eigentlich sowieso Standard Reiseequipment für mich, da ich auch gerne mal privat Trekkingurlaub mache, wo es dann gilt mehrere Tage ohne Steckdose auszukommen. Allerdings hatte ich meine Alte schon ein paar Monate nicht mehr in Benutzung und musste dann feststellen, dass sie sich nicht mehr richtig lädt. Ist dann im Anschluß direkt in den Müll und wurde durch eine Neue ersetzt.

@the___Riddler

Bin ja erst ein paar Wochen dabei und bis dato nur bei TM angemeldet. Konnte aber noch nicht feststellen, dass mir der OW Sapphire besonders viele Anfragen eingebracht hat, ganz im Gegenteil OW waren nur knapp 10% aller Anfragen. Denke aber das ist ab FRA ganz normal und hier eigentlich nur *G Sinn macht, andere Status sind da eher nur nice to have. Lass mich hierzu aber von den erfahreneren Kurieren gerne eines Besseren belehren.
 

ACX209

Erfahrenes Mitglied
08.09.2016
1.124
0
EDXB/HEI
Also sie Status frage hatte wie hier schon mal aber generell ist es gut wenn man einen hat aber es bringt dir nicht mehr oder weniger Anfragen ein so war es bei mir zumindest. Hatte am Anfang genauso viele Anfragen wie jetzt mit Status. Dennoch bei Großaufträgen siehe meinen Beitrag aus Johannesburg wurde versucht so viele Couriere wie möglich mit einem skyteam Status nach AMS zu holen, ist aber auch selten.
 

L4ibsch

Erfahrenes Mitglied
22.03.2010
482
8
Meine Erfahrungen, was Status angeht:
Ich möchte ihn nicht missen, weil OBC sonst wirklich keinen Spaß macht. Wenn ich mal eine Exoten-Airline fliege, die in keiner Allianz ist, ist das oft ziemliche Quälerei ohne Lounge und Priority. Anzahl der Anfragen hängt vom Standort (Anzahl Aufträge vs. Anzahl Kuriere) ab, ich habe bereits oft Aufträge erhalten, wo der Disponent offensichtlich fälschlicherweise davon ausging, daß ich keinen relevanten Status habe. Allerdings fliege ich meist von Flughäfen, wo der Wettbewerb unter den Kurieren eher marginal ist oder werde zu Flughäfen positioniert, wo deutlicher Kuriermangel herrscht.

Meine Erfahrungen zu Mexico City:
Ich war da letzte Woche. Ladung war im gut dreistelligen-kg Bereich und wie sich heraus stellte hatten wir obendrein KEINEN broker. Dementsprechend nervös war ich als aufmerksamer Leser diese Fadens. Ich spreche so gut wie kein Spanisch. Ich kam nach Sonnenuntergang an, es kamen also wirklich alle MEX-Risikofaktoren zusammen. Mit deutlicher zeitlicher Verzögerung habe ich folglich gerechnet. Was soll ich sagen, der zur Verzollung angesetzte Warenwert wurde wortlos gegenüber dem Wert der Rechnung verdoppelt (das scheint also dort tatsächlich üblich zu sein, in GDL hatte ich das nicht) und ansonsten war ich nach 30 Minuten durch. (y) Zoll kann übrigens bequem per Kreditkarte bezahlt werden, Amex geht aber nicht.
 

cityshuttle

Erfahrenes Mitglied
01.11.2014
527
3
BER
Was soll ich sagen, der zur Verzollung angesetzte Warenwert wurde wortlos gegenüber dem Wert der Rechnung verdoppelt (das scheint also dort tatsächlich üblich zu sein, in GDL hatte ich das nicht) und ansonsten war ich nach 30 Minuten durch. (y) Zoll kann übrigens bequem per Kreditkarte bezahlt werden, Amex geht aber nicht.

Also das scheint wirklich Standard in MEX zu sein, die Mitarbeiter am "Bezahl-Fenster" händigen ja auch sofort vorbereitete Listen mit Warenwerten in USD und Umrechnung in MXN und entsprechender Import-Tax in MXN aus.

Leider entgehen mir dann jedes Mal sehr viele Punkte bei Amex, weil nur Visa und Mastercard sowie Bargeld akzeptiert wird ...
 

cityshuttle

Erfahrenes Mitglied
01.11.2014
527
3
BER
Meine Erfahrungen, was Status angeht:
Ich möchte ihn nicht missen, weil OBC sonst wirklich keinen Spaß macht. Wenn ich mal eine Exoten-Airline fliege, die in keiner Allianz ist, ist das oft ziemliche Quälerei ohne Lounge und Priority.

Das ist richtig, aber für sowas hat man ja immer noch den Priority Pass.

Möchte den echt nicht missen, wie diese Woche in CMN mit AT und in BHX mit BE.

Somit ist zumindest ein entspannter Lounge Aufenthalt gesichert ...
 
Zuletzt bearbeitet:

ichbinswieder

Erfahrenes Mitglied
18.11.2010
2.251
313
Wer bezahlt bei OBC eigentlich das "Übergepäck"? Der OBC, per seiner KK am Schalter (Vorlegen) nach Genehmigung durch den Auftraggeber?

Ein Freund hat erst letztens ein Ersatzteil, für seine Karre, von FRA nach CGK gebracht und dafür geschmeidige 1.185 Dollar Übergepäck bezahlt. Ok, hat nicht viel mit OBC zu tun, aber hier interessiert mich die Frage schon mal.
Dass man eine KK haben sollte, ist klar. Limit? Einige OBC-Firmen geben ja an, KK mit mindestens 10k Verfügungsrahmen bei Reiseantritt.

Oder, "spezielle" Zollgebühren. zB in CGK. Da sollte man immer ein paar IDR übrig gaben, damit das Paket auch durch den Zoll geht ;)
 

L4ibsch

Erfahrenes Mitglied
22.03.2010
482
8
Die Firmen zahlen es oft vorab, WENN das geht. In meinem Fall geht das fast immer nicht, Bezahlung nur vor Ort. Ich habe schon einem anderen OBC die Mission retten müssen, weil sein KK-Limit nicht reichte und die Mission kurz vorm Scheitern war. 1.185 USD ist ja "nur" niedrig 4-stellig, da kommt man oft drüber und dann kommt oft schon die nächste Mission vor der Erstattung. Ein bißchen Liquidität kann nicht schaden, wenn man wirklich viel OBC macht.

Welche OBC-Firmen verlangen denn 10K Limit zu Reisebeginn?
 

cityshuttle

Erfahrenes Mitglied
01.11.2014
527
3
BER
Welche OBC-Firmen verlangen denn 10K Limit zu Reisebeginn?

Also das würde mich auch mal interessieren !

Ausserdem kenne ich einige Broker, die schon bei etwa 2.500,- / 3.000,- € aufwärts für Übergepäck bzw. zu erwartender Import-Tax gleich bei der Anfrage nach Verfügbarkeit diese doch wichtige Bedingung der jeweiligen Mission telefonisch mit prüfen, damit man als OBC eben nicht mitten in der Mission zu scheitern droht.
 
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L4ibsch

Erfahrenes Mitglied
22.03.2010
482
8
Oder, "spezielle" Zollgebühren. zB in CGK. Da sollte man immer ein paar IDR übrig gaben, damit das Paket auch durch den Zoll geht ;)

Das kam bei mir übrigens auch noch nie vor. Würde ich auch nicht machen. Wenn man sich da nicht auskennt (und das tue ich nicht) und man einen Fehler macht sitzt man schnell im Gefängnis und dann hat man richtige Probleme. Daß die Mission dann definitiv im Eimer ist ist dann eher noch das kleinere Problem. Wer bei einer OBC-Mission bestechen will hat meiner Meinung nach nicht alle Latten am Zaun. Entweder geht das korrekt oder eben gar nicht, dazu ist das viel zu wichtig.
 

cityshuttle

Erfahrenes Mitglied
01.11.2014
527
3
BER
Oder, "spezielle" Zollgebühren. zB in CGK. Da sollte man immer ein paar IDR übrig gaben, damit das Paket auch durch den Zoll geht ;)

Darf man fragen, um was für Ware es sich da gehandelt haben soll ?

Ich war bisher 3 x in CGK (zuletzt in 01/18) und habe die Leute vom Zoll jeweils als äußerst korrekt kennengelernt.
 

ACX209

Erfahrenes Mitglied
08.09.2016
1.124
0
EDXB/HEI
Also ich kenne auch keine Limit Setzung von Firmen aber jeder gute OBC hat entweder zwei Kreditkarten (so wie ich) oder eine mit hohen Limit!

Und gute Broker kümmern sich sowie so schon vorher darum wenn es große Geldbeträge sind. Ein Beispiel aus meinem Johannesburg Auftrag, dort lag das Übergepäck bei 16.000€, das hätten wir durch 4 teilen können aber die Firma hat das dann mit ihrer Kreditkarte gezahlt.

Und ohne Zollabfertigung geht bei mir nichts, wenn nur eine Firma dahingehend Anstalten macht das sie mir vorschreibt zB den Grünen Ausgang zu nehmen weiß ich sie mal kurz auf die Rechtslage hin und sie können sich einen anderen suchen! Ich kann mir das nämlich erst recht nicht leisten irgendwo verhaftet zu werden wegen sowas dann bin ich meinen Job nämlich auch los!
 
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