Ich habe die Diskussion bei Flyertalk als auch die Diskussion hier lange beobachtet, und mir sehr lange überlegt, ob ich hier auch ein Statement abgeben soll oder nicht.
Mittlerweile lässt sich das Ganze aus meiner Sicht sehr klar zusammenfassen:
- Wir haben auf der einen Seite die Airlines, die in erster Linie einmal eine Beförderung von A nach B anbieten, und zur Kundenbindung entsprechende Kundenbindungsprogramme nutzen.
- Wir haben dazwischen Miles&More als eigenständige rechtliche Gesellschaft, die entsprechend eines der zahlreichen Kundenbindungsprogramme anbietet.
- Wir haben ebenfalls dazwischen die verschiedenen Manager der Airline als auch des Vielfliegerprogramms.
- Auf der anderen Seite stehen die Passagiere, die eine Beförderung von A nach B wahrnehmen, und im selben Zuge Vorteile aus dem Kundenbindungsprogramm ziehen können.
Als ich vor über 10 Jahren Flyertalk und die Welt der Vielfliegerprogramme für mich entdeckte (damals war Delta Skymiles für mich das Programm der Wahl) war eine der ersten Lektionen, die ich lernte, dass sich die Vielfliegerprogramme mit geringer oder fast gar keiner Vorlaufzeit ändern können, und dass Meilen als Währung auch einer gewissen Form von Inflation unterworfen sind. Dies beginnt bei der Zahl der Meilen, die ich einsetzen muss, und endet mit der Verfügbarkeit für die Prämienplätze, die letztlich nur endlich vorhanden sind und in den meisten Fällen aus einem endlichen Pool an "Wegwerf-Inventory" kommen (= Sitze, die man ansonsten leer fliegen würde).
Diese Dynamik des Marktes, getreu den normalen wirtschaftlichen Grundsätzen von Angebot und Nachfrage (respektive Wettbewerb mit der Konkurrenz) hat sich bis dato weiterhin bewahrheitet - zuletzt durch die Meilenerhöhung für Miles&More Prämien am Anfang des Jahres.
Dieser Thread rund um eine Klage gegen die Deutsche Lufthansa liest sich wie eine Slapstickkomödie.
Der Hauptakteur, der sich als Anführer einer Horde von angeblich sehr wichtigen und umsatzstarken HONs präsentiert, hat selbst den Status offensichtlich über die extrem preiswerte Möglichkeit im Rahmen der "5 Jahre Lufthansa Private Jet" Promotion erflogen, bzw. hat die Qualifikation so lange herausgezögert, um auch ja das Maximum an Benefits für sein Geld herauszuholen. Als wären fast 3 Jahre HON für einen weitaus unterdurchschnittlichen Ticketpreis, den man dafür gezahlt hat, nicht genug muss man nun ganz offensichtlich auch mit jedem zur Verfügung stehenden Mittel versuchen, sich gegen den natürlichen Prozess der Inflation zu wehren.
Auch ich persönlich denke, dass die kurzfristige Kommunikation der Änderungen bei Miles&More keine Glanzleistung war. Sicherlich wäre hier eine längere Vorlaufzeit gegenüber den treuen Passagieren angebracht gewesen, wenn das Kundenbindungsprogramm als solches an einer positiven Kundenbeziehung von beiden Seiten interessiert ist. Aber genauso wie man als ordentlicher Kaufmann eben auch gewisse Basics beherrschen muss, so gehören Punkte wie Inflation der Meilen als auch die sehr einseitig zu Gunsten des Kundenbindungsprogramms formulierten Teilnahmebedingungen zum Grundwissen, dass man bei einem Vielflieger, der über den FTL-Status hinaus kommt, ganz besonders voraussetzen kann.
Der Diskussionsverlauf, insbesondere bei Flyertalk gespickt mit persönlichen Angriffen auf Thierry Antinori, lässt jegliches nobles Ansinnen im Rahmen dieser Klage mehr als persönliche Vendetta erscheinen - bei der man vergisst, dass Herr Antinori im echten Leben eben auch nur ein Mensch ist (mit dem man sich durchaus sehr nett und freundlich unterhalten kann, und der persönlich gestellte Fragen - auch wenn sie kritisch sind - durchaus offen und ehrlich beantwortet). Dass nach dem Weggang von Wolfgang Mayrhuber bei Lufthansa zahlreiche personelle Veränderungen anstehen wie in vielen Großkonzernen üblich, dürfte für die wenigsten Leute eine Überraschung sein - und hier dann über eine "Entsorgung" zur AUA zu sprechen, ist nicht nur diskreditierend, sondern ein Widerspruch in sich - denn wäre man an einer "Entsorgung" interessiert gewesen, hätte man den betreffenden Personen sicherlich keine Managerrolle im selben Konzern angeboten.
All das hier in diesem Thread als auch auf Flyertalk gepostete "Drumherum" lässt das Wadenbeißerimage getreu dem Motto "ich will mir diese extrem kurzfristig angekündigte Meilenerhöhung nicht so einfach gefallen lassen" leider eher in einem Kindergartenimage enden. Damit sehe ich die Erfolgschancen für Eure Klage in Anbetracht der bereits nicht besonders zu Euren Gunsten befindlichen Sachlage als noch geringer an.