Gerade mal eine Zusammenfassung durchgelesen - höchst interessant, danke dafür! Talebs These, die Interpretation von Ereignissen als "schwarze Schwäne" hänge vom Beobachter ab und vielen Menschen unterlaufe hier ein "platonischer Fehlschluss"*, findet Rückhalt in anderen empirischen Wissenschaften wie z.B. den Neurowissenschaften und der Informationstechnologie. Demnach arbeitet unser Gehirn informationstechnisch mit "generative models", wobei es sich Bayesschen Gesetzmäßigkeiten unterwirft; das Interessante ist aber, dass der neue Input nicht nur die a priori-Modelle der Welt verändert (und demnach die Wahrscheinlichkeiten, die wir bestimmten Ereignissen zuschreiben), sondern dass im Gegenteil auch diese a priori-Wahrscheinlichkeiten beeinflussen, welche Inputs wir überhaupt wie wahrnehmen und wie stark wir sie gewichten (weighting/precision, prediction errors) - ein reziproker Prozess, bei welchem letzterem Aspekt in der Vergangenheit viel zu wenig Beachtung geschenkt wurde.
Faszinierend außerdem, dass der Autor sogar auf Epistemologie, das Induktionsproblem der Philosophie und den Skeptizismus einzugehen scheint. Es ist schön, philosophische Grundsatz-Probleme symbiotisch vereint mit Statistik und Wirtschaftswissenschaften zu sehen!
*Frage: In der Zusammenfassung wird mit "platonischer Fehlschluss" bezeichnet, dass Menschen Abweichungen von ihrem Weltbild und den entsprechenden Erwartungen in Bezug auf die Wahrscheinlichkeit eintretender Ereignisse zu gering gewichten oder gar ignorieren, um die Konsistenz eben dieses Weltbildes (im Sinne einer Repräsentation) wahren zu können. Dieses Phänomen ist mir wohl bekannt und ich stimme zu - weshalb jedoch nennt der Autor dies einen "Platonischen Fehlschluss"? Nimmt er damit Bezug auf die Dialektik in Platons Politeia oder kritisiert er vielmehr Platons Erkenntnistheorie und vermutet bei ihm selbst einen Fehlschluss? Kannst Du das eventuell kurz erläutern (gern auch per PN)? Danke!