Ich fang mal Stück für Stück an...
Wir reden hier nicht von Zukunft oder neuen Konzepten.
Wir reden von Änderungen deren Größenordnung seit teilweise über 50 Jahren bekannt sind. Wir haben schon im zweiten Weltkrie die ersten Flugzeuge mit Laminarprofilen gehabt.
Das ist alle schön und gut, ändert jedoch nichts an meiner Frage, dass, nur weil schon lange keiner mehr eine Verdopplung geschafft hat (in der Vergangenheit), dass mit der Zukunft was zu tun hat? Daher nochmals, woher nimmst Du Deine Aussagen?
Der Unterschied in der Oberflächenreibung zwischen (1005) laminar und (100%) turbulent ist bekannt,
er beträgt je nach Reynoldszahl bis zu Faktor 2.5. Rein technisch sind aber 100% laminar nicht möglich, schon 50% wäre super, und dann sind wir bei so um die 70% Einsparung an Reibungswiderstand, der wiederum je nach Geschwindigkeit im Reiseflug so um die 50% des Gesamtwiderstandes ausmacht, sprich wir können da etwa 35% einsparen.
So, und hier sind wir schon mal an Punkt 1, die 50% Reibungswiderstand ist ein Durchschnittswert den man auch oft in der Fachliteratur nennt. Man nimmt den im Flugzeugentwurf (je nach Konzept) auch sehr gerne als ersten Schätzwert her. Du weißt aber sicherlich aus, dass die Flugzeugentwicklung aus vielen Iterationen (heute eher simuliert) besteht und sich solche Werte ganz rasch ändern können. Wie es bei diesem Konzept aussieht, weiß ich nicht. Du?
Übrigens: Mit laminarer Strömung wird auch der Druckwiderstand reduziert, nicht nur der Reibwiederstand.
Bei den Dieselmotoren vs. Turboprop kennen wir die Zahlen auch sehr gut, da sind so um die 45% drin. Mit dem sehr kleinen Propeller geht davon aber einiges wieder verloren, sagen wir auch da mal realistisch sind 35% Einsparung drin.
Wie gesagt, man kann spezifische Verbrauchsangaben von Motoren und Strahlturbinen nicht 1:1 vergleichen, mechanische Leistung (Drehmoment, Drehzahl) und Vortriebsleistung (Schub, Geschwindigkeit) sind halt zwei Paar Schuhe. Aber selbst schlechte Strahltriebwerke erreichen 30% thermischen Wirkungsgrad im Reiseflug (die Concorde hatte im Überschallflug dank des extrem hohen Verdichtungsverhältnisses mit der Vorverdichtung im Einlauf 43% Wirkungsgrad, das GE9X soll 62.22% erreichen!), und die 210 g/kWh des Diesel entsprechen etwa 40% thermischem Wirkungsgrad. Rein vom Energiesatz her kann ich den Faktor 9 da nicht erkennen.
Sind ja alles schön recherchierte (oder gewusste) Zahlen, haben jedoch für dieses eine Projekt absolut 0 Aussage. Zum Vergleich sollten wir übrigens Äpfel mit Äpfel vergleichen. Also Einmot Kolben Turbogeladen mit Einmot Kolben Turbogeladen, TDi mit TDi, Turbine mit Turbine etc. pp. Und der Faktor 9 bezieht sich ja (sowie ich das verstanden habe) auf das Gesamtkonzept. Nicht auf nur Motor, nur Aerodynamik, nur Gewicht, etc.
Zum Faktor 2.5: naja, das ist nunmal sehr von der Form Abhängig. Wenn Profil X Faktor 2.5 erlaubt, muss das bei Profil Y nicht unbedingt genauso aussehen, schon gar nicht bei einem Rumpf. Solltest Du aber wissen
Das Diagramm ist also nicht allgemein gültig. Und das wäre jedoch Voraussetzung, um davon auf anderes zu schließen.
Von daher 70% Gesamteinsparung oder Faktor 3.3 besser wäre damit ein Traumergebnis. Faktor 9 besser ist absolut unmöglich.
Mal noch eine Frage zur Vergleichbarkeit: Sprichst du von Faktor 9 auf das aktuell effizienteste fliegbare Gerät, oder Faktor 9 auf ein vergleichbares Fluggerät?
Man muss aber immer mit ein paar Problemen in der Flugerprobung rechnen, hier und da noch ein Vortex Generator, eine Bügelkante, einen stall-strip oder ein Strake oder eine speed-brake dazu, oder noch ein paar Antennen und Positionslicher drauf, und schon ist die laminar umströmte Oberfläche nochmal deutlich kleiner.
Kommt halt drauf an, was man vergleicht. In 1000m Höhe mit 250kt (schneller darf man so tief schon reich rechtlich nicht) ist man mit einem kleinen Jet vielleicht tatsächlich mal 9 x schlechter unterwegs. Sobald der Jet seine große Reiseflughöhe und extrem gute Steigleistung ausspielt, sind die zwei schon wesentlich dichter beieinander. Während Jets dünne Luft mögen, tun Propeller das nicht!
Der Vergleich, richtig. Und man darf dieses Konzept sicherlich nicht mit einer Gulfstream etc, vergleichen, im ersten Moment eher mal mit einer PC-12 oder eine P-180, bei größeren Versuchen dann evtl auch mit einer Dash/ATR...
Du brauchst einen Autopiloten der den ihm vorgegebenen Track mit einer Positionsabweichung von unter 20 Metern lateral und 100m longitunal fliegen kann. Wenn sich jedes Flugzeug daran hält, brauchst du nicht zu kontrollieren was die anderen Flugzeuge gerade machen. Du brauchst nicht wie im autonomen Straßenverkehr Sensorik, die guckt was die anderen gerade machen, denn das wäre ja dann bei allen klar: Man verabredet sich zum Formationsflug auf vorgegebenen (vierdimensionalen) Routen, und jeder hält sie ein.
Geht jetzt noch ein bisschen über das hinaus, was derzeit Standard in RVSM Lufträumen ist, aber ist heute technisch machbar, da braucht nichts mehr für erfunden oder erforscht werden. Die Genauigkeit moderner Satellitennavigation mit Unterstützung durch Trägheitsnavigation reicht dafür völlig aus.
Schon mal einen AP programmiert? Ich vermute nein. Das es machbar ist, habe ich nie abgestritten, aber trivial ist es auf keinen Fall. Und nein, ein aktueller AP wäre dafür nicht geeignet.
Klar: Sensorgenauigkeit: kein Problem, Hardware: kein Problem, aber die Software dazu ist nicht mehr trivial, die Zulassbarkeit dieser noch weniger und die Zulassung des Gesamtsystems noch viel weniger.
Da die Luft eben deutlich dynamischer ist als Schienen, wirst Du, um das System zuzulassen, nicht drum herumkommen, dass Du die anderen Flugzeuge im Verbund in deine Steuerung und Regelung einbaust. Eine kleine CAT bei Flugzeug 3/10 und schon stimmt alles nicht mehr ganz so genau. Einfach sagen ich flieg grad weiter, egal was vor mir passiert wäre eine ganz schlechte Idee. Die 4D Route ist halt leider mal dynamisch und keine statische Schiene.
Übrigens die Abweichung von 20/100m reicht (je nach dann herschender Separation) ziemlich sicher aus, um Unfälle zu vermeiden, vermtulich aber nicht, um optimiert zu fliegen.
Nun kann man natürlich sagen, die versprechen so phantastisches, da muss man ja wirklich saudumm sein, um als Staat oder Investor drauf reinzufallen...
Bei Otto erkennt man weniger schnell, ob das nun eine Luftnummer oder seriös ist.
Aber:
Da du ja offenbar nichts an Empirik glaubst (nur weil es bisher niemand geschafft hat, muss das ja nichts für Zukunftsentwicklungen sagen), ist es vielleicht tasächlich fraglich, ob Leute heute erkennen, was seriös ist und was nicht.
Ich glaube sehr wohl an Empirik, ich forsche sogar in der Luftfahrt und fliege auch selbst seit über 15 Jahren, daher sehe ich das Konzept (wie auch in meinem ersten Post mehrfach erwähnt) durchaus kritisch. Nur finde ich Deine Argumentation (ging bis jetzt nicht, geht auch in Zukunft nicht) einfach etwas schwach. Du kannst doch nicht jeden Entwickler/Ingenieur/Forscher der dir das 10 fache von dem verspricht, als was man bisher geschafft hatte, einfach als unseriös darstellen, ohne die Faktenlage exakt zu kennen. DAS ist für mich unseriös (und auch nicht wissenschaftlich). Daher eben die Frage nochmals, woher Deine Aussagen kommen.
In dem Moment, indem du mir die Unmöglichkeit mit Fakten belegst, bin ich auch ruhig und glaube Dir
Ich verstehe einfach Argumente nicht, ala "war schon immer so, wird immer so sein". So funktioniert Forschung & Entwicklung nicht (gut genug). Aber das scheint ein typisch deutsches (bzw im deutschsprachigen Raum angesiedeltes) Problem zu sein.
Ein Beispiel: ein Fluggerät, an dem in DE schon seit Jahren geforscht wird, fliegt immer noch nicht so wie es sollte. Man hörte immer wieder "das geht nicht, unmöglich, Zulassungstechnisch ein nogo"... Nunja, China hat das Ding innerhalb von Monaten geflogen und mittlerweile auch eine europäische Zulassung dafür. Ist zwar ein anderes Beispiel im einmotorigen GA-Bereich, schildert aber das Problem gut.
Wobei ich diese Aussage ja ausschließlich auf Schritte bezogen habe, niemand hat seit dem zweiten Weltkrieg mehr Flugzeuge entwickelt die doppelt so gut waren wie der beste aktuelle Konkurrent, ich glaube fest daran, dass das auch weiterhin so sein wird.
Siehst Du, und hier kommen wir der Sache ganz nahe. Du glaubst daran, und das ist auch völlig zu 100% okay. Du hast oben jedoch von Hochstapelei gesprochen und das ist, stand öffentliches Wissen über das Projekt heute, schlichtweg eine haltlose Behauptung. Nicht mehr und nicht weniger habe ich geschrieben.
Obwohl auch da die Luft nach oben immer dünner wird, wir kennen die Grenzen eigentlich ganz gut. Motoren mit 130% Wirkungsgrad oder Flugzeuge mit 120% laminar umströmter Oberfläche wird es ziemlich sicher nie geben. Aber wo die absolute Obergrenze in ein paar Jahrzehnten mal liegen wird, das kann ich auch nicht nach dem Komma angeben.
Und ob es nach der laminaren Strömung (bei der ja immer noch Luftmoleküle an der Oberfläche "kleben") mal dereinst eine weitere Strömungsform (Stichwort: Haifischhaut, vielleicht analog zum Lotuseffekt) entdeckt wird, die nochmal viel weniger reibt weil die Luftmoleküle nur noch kleinste Noppen der Oberfläche, und damit nur noch einen Bruchteil der Fläche berühren, kann ich heute natürlich auch nicht wissen. Aber selbst in ganz reibungsreier Strömung bleibt immer noch der induzierte- und der Interferrenzwidersatnd, die wir sicher nie auf Null bringen werden.
Das stimmt ja alles, alle Aussagen hier schließen aber eine Reduzierung um Faktor X nicht aus