Das Ganze macht leider in der gegenwärtigen Situation Sinn und das Ausbleiben ernsthafter Dementi signalisiert, dass das Vorhaben schon weit fortgeschritten ist.
LH lässt sich nicht auf einen solchen Deal ein, weil sie dringend diese Strecken, weitere, geleaste Maschinen oder mehr fliegendes Personal bräuchte. Sondern einzig und allein um zu verhindern, dass Ryanair ein entstehendes Vakuum nutzen und so ihren Kundenkreis mit einem Schlag über Gelegenheitsflieger hinaus verbreitern könnte. Keine Ahnung, ob Norwegian, Transavia, Vueling oder Wizz in diesen Planspielen überhaupt noch eine Rolle spielen, aber U2 hatte wohl selbst schon die Notwendigkeit gesehen durch den Zukauf solcher AB-Routen überhaupt noch neben FR (und LH/EW) mitspielen zu können in Zentraleuropa und war am Ende doch LH unterlegen.
Ich habe AB ja nicht jahrelang, wo immer ich eine wirklich vergleichbare Wahl hatte zumindest mit meinen Buchungen gepampert, weil rot mir lieber wäre als blau oder weil sie das Rad neu erfunden oder vieles besser gemacht hätten als LH (in den Wachstumsjahren gab es bei AB in der Tat hier und da einen bemühteren Service). Sondern weil ich mich noch sehr gut an die Zeiten vor einer wahrnehmbaren AB erinnern kann und daran, wie Lufthansa sich ihre Monopolrouten hat bezahlen lassen und wie gering die Bemühungen waren das ohnehin LH-gläubige Publikum immer auf's Neue durch Service zu überzeugen. Und selbst wenn nun reine LCCs einige dieser Routen übernehmen, werden das nur Routenspezifische Alternativen sein, keine alternativen Netzanbieter zu LH.
Der Preisdruck (nach unten) auf einigen dieser Rennstrecken wird mit FR gegen EW vielleicht sogar zunehmen. Was hilft es mir, wenn ich noch billiger von Köln nach Berlin komme, aber nur noch zu Tagesrandzeiten und darüberhinaus nur noch nach Palma, Barcelona oder Stansted und für alles andere nach Düsseldorf muss, um mich dort zu höheren Preisen und ähnlich wenig Service in die Hände von EW (oder nun ein friedliches Duopol von EW und AB) zu begeben? Alles darüber hinaus geht dann nur noch via Frankfurt oder Amsterdam?
Es ist eben nicht so, wie Julian immer behauptet hatte, dass AB seit Jahren kurzfristig ihren Betrieb auf Grund der Verluste oder des Börsenwertes hätte einstellen müssen. Es war und ist so, dass EY genug Vorteile aus diesem Investment zieht, um sich dieses kostspielige Hobby weiter zu leisten. Das gilt auch weiterhin, nur beschränkt sich EY in Zukunft auf die Unterstützung ausschliesslich der AB-Routen, die ihnen dienlich sind.
Und leider ist AB nur noch ein komplett abhängiger Wurmfortsatz von EY. Ausgelöst sicherlich durch Fehler von Herrn Hunold beim Kauf der LTU und der TUI-Routen, aber auch der Finanzkrise (und dem Arabischen Frühling in Ägypten?). Ich wage aber zu behaupten, dass seither unter der EY-Führung bei AB mehr und folgenschwerere Fehlentscheidungen (aus Sicht einer selbständig weiterbestehenden AB) gemacht worden sind als unter Hunold.
Viel ist ja gar nicht mehr übrig, das wir jetzt verlieren:
- das innerdeutsche Netz mit regelmässigen Frequenzen für Geschäftsfliegende der ehemaligen dba: da dürften nur DUS-MUC und STR-TXL übrig bleiben.
- das breite Angebot zu vielen touristischen Destinationen und Städtezielen in ganz Europa von allen grösseren Deutschen Airports und zusätzlich flächendeckend von allen Deutschen Airports über die Drehkreuze Palma und Nürnberg, das AB selbst gross gemacht hatte: viele Destinationen sind schon weggekürzt, NUE und PMI als Drehkreuze entfallen. Die verbliebenen Ziele sind bestenfalls über DUS oder TXL erreichbar (was von AB übrigbleibt, ist also die alte LTU - die damals schon nicht wirtschaftlich bestehen konnte - mit Zweigbetrieb in Berlin).
- die Umsteigeverbindungen weltweit über Oneworld: bis auf ein paar inneramerikanische Destinationen mit AA alles wieder eingeschlafen, was nicht halbwegs vernünftig über Abu Dhabi erreicht werden kann.
- der etwas andere Service bei HG und deren Expertise für Osteuropäische Destinationen wurden schon früh geschliffen.
- die in der Tat anfangs ganz erfrischende Business-Class und das anfänglich sehr bemühte Vielfliegerprogram: Opfer von Kürzungen, Ausfällen und Unzulänglichkeiten.
All das würde ich natürlich lieber behalten, als mich demnächst in alleinige Abhängigkeit von EW zu begeben. Aber die Herren Prock-Schauer und Pichler und sicher auch Mehdorn haben uns ja schon ganz gut entwöhnt.